Unter Holz / Blicke in den Wald Mon, 06 Jul 2020 15:02:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=5.9.10 /wp-content/uploads/2020/07/cropped-favicon-1-32x32.png Unter Holz / 32 32 Unterwegs mit einer Jägerin /unterwegs-mit-einer-jaegerin/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=unterwegs-mit-einer-jaegerin Tue, 30 Jun 2020 22:03:23 +0000 /?p=770 Eine 26-Jährige auf der Pirsch

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Vanessa widmet ihre freie Zeit der Jagd. Die 26-Jährige ist zu dieser nicht ganz gewöhnlichen Beschäftigung durch ihren Vater gekommen. Ihr „Grünes Abitur“, so heißt der Jagdschein, hat sie vor drei Jahren absolviert. Tiere töten steht für sie ganz und gar nicht an erster Stelle.

Von Carolin Scheidel

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„Die Sehnsucht ist echt“ /die-sehnsucht-ist-echt/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=die-sehnsucht-ist-echt Tue, 30 Jun 2020 22:02:29 +0000 /?p=316 Der Mythos Wald

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Waldspaziergänge, wilde Wälder und was das alles mit Instagram zu tun hat: Nicht erst seit der Romantik lässt der Mythos Wald uns nicht mehr los. Der Philosoph Christoph Quarch weiß, warum.

Von Cornelius Stiegemann

Egal ob antiker Mythos oder moderner Social-Media-Account: Der Mensch ist fasziniert vom Wald. Doch in seiner jahrhundertealten Beziehung zu den Bäumen hat sich einiges geändert. Was das und warum das so ist, erklärt Christoph Quarch im Interview. Der Philosoph und Autor beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Wald und führt für ZEIT-Reisen philosophische Waldwanderungen durch.

Herr Quarch, was bedeutet uns Menschen der Wald eigentlich?

Christoph Quarch: Der Wald ist von alters her ein Ort, den der Mensch als eine Art Spiegel nutzt, in dem er etwas von sich selbst erkennen kann. Das ist schon in den großen Mythen so, die sich um den Wald ranken. In der griechischen Antike ebenso wie in den nordischen Mythologien wird der Wald oft als ein Ort der Götter gedeutet, ein heiliger Ort, in den man nicht ohne Scheu eintreten kann. Auch in unseren Märchen erscheint der Wald als eine Art Anderswelt im Gegenüber zur urbanen, zivilisierten Welt. Man könnte auch – um einen Gedanken von Martin Heidegger aufzugreifen – sagen: Der Wald erscheint immer aus der Perspektive der Lichtung. Den zivilisierten Menschen, die sich auf der Lichtung eingerichtet haben, erscheint der Wald als etwas Unheimliches, wonach sie sich einerseits sehnen und was sie andererseits daran erinnert, dass die städtische Welt nicht alles ist.

Der Philosoph und Autor Christoph Quarch. (Foto: Ulrich Mayer)

Wie äußert sich unsere aktuelle Sehnsucht nach dem Wald?

Quarch: Entweder sieht der Mensch heute im Wald eine ökonomisch nutzbar zu machende Ressource. Das macht es die gesamte Holzindustrie, aber die Tourismusindustrie nicht minder. Für sie ist der Wald ebenfalls eine Ressource, die für kommerzielle Zwecke ausgebeutet werden kann. Oder aber man betrachtet den Wald mit den Augen einer ästhetischen Wahrnehmung.

Wie sieht diese ästhetische Wahrnehmung aus?

Quarch: Im Mittelalter wäre niemand auf die Idee gekommen, sich am Wald ästhetisch zu erbauen. Er war ein gefährlicher und unheimlicher Ort, wo man nicht genau wusste, was einem widerfährt. Das haben wir heute nicht mehr. Ab dem 18. Jahrhundert hat sich der Blick auf den Wald geändert. Der Mensch der Stadt nahm ihn nunmehr unter ästhetischen Gesichtspunkten wahr. Das Besondere an der ästhetischen Wahrnehmung ist: Sie hält Distanz und lässt sich vom Wahrgenommenen nicht wirklich berühren. Deshalb spricht uns der Wald heute nicht mehr an. Stattdessen nehmen wir den Wald in Anspruch für etwas, was wir im täglichen Leben nicht bekommen: Natürlichkeit, oder besser noch, Wildnis.

Natürlichkeit und Wildnis – gibt es das in deutschen Wäldern überhaupt noch?

Quarch: In Deutschland gibt es so gut wie gar keine wilden Wälder mehr, die mindestens zweihundert Jahre lang nicht bewirtschaftet worden sind. Vielleicht gibt es so etwas wie Wildnis partiell in Nationalparks, in Truppenübungsgebieten oder auch in Biosphärenreservaten wie hier bei uns in der Rhön, aber das ist selten. Und weil eben auch diese Waldstücke so stark durch die Lichtung, also durch die zivilisierte, urbanisierte Welt kontextualisiert sind, können wir sie als Wildnis eigentlich gar nicht mehr erfahren. Wir erfahren den Wald nur noch aus der Perspektive des zivilen und urbanen Lebens, aber nicht mehr mit den Augen eines Waldbewohners.

Kaum noch Wildnis: die Kulturlandschaft Wald.

Was ist dann im Wald noch anders als in der Stadt?

Quarch: Der Wald ist immer noch ein ursprünglicher Ort, an dem etwas von den ewigen Grundprinzipen des Lebens sichtbar wird, zum Beispiel, dass Leben immer etwas mit „Fressen und Gefressen werden“ und mit „Stirb und Werde“ zu tun hat. Oder dass es dort auf der einen Seite – wie etwa Peter Wohlleben gezeigt hat –, ein hohes Maß an Interaktion und Kooperation zwischen verschiedenen Organismen gibt, auf der anderen Seite aber auch einen Kampf ums Überleben, in dem sich der eine gegen den anderen durchzusetzen hat. Das sind die großen Dynamiken und Regelkreisläufe des natürlichen Lebens, für die wir in einer zunehmend technisierten und nun auch noch digitalisierten Welt überhaupt kein Gespür mehr haben.

Kann man die aktuelle Waldbegeisterung da noch mit dem „Mythos Wald“ des 19. Jahrhunderts erklären?

Quarch: Ich denke, dass sich das heutige Interesse für den Wald durchaus mit der romantischen Verklärung des Waldes als Sehnsuchtsort in Beziehung bringen lässt. Eichendorffs Waldgedichte etwa haben sich im kollektiven Unbewussten festgesetzt und lassen den Wald noch immer als ein Refugium der Seele erscheinen.

Erleben wir heute also „nur“ eine Wiederbelebung der Romantik?

Quarch: Die Dichter der Romantik verstanden ihre Worte als Fortsetzung des Waldes mit anderen Mitteln. Ihre Dichtung sollte nicht nur vom Wald erzählen, sondern eine ursprüngliche Naturerfahrung evozieren. Die rein medial, digital vermittelten Waldbilder von heute können so etwas nicht mehr leisten. Denn das reine Bild ist ohne jede haptische, physische Qualität. Das erlaubt es dem Betrachter, in hohem Maße Distanz aufzubauen: Wir finden diese Bilder dann zwar hübsch und ansehnlich, aber sie gehen uns nicht wirklich etwas an.

Begeisterung für den Wald – nur auf Instagram?

Warum ist das so?

Quarch: Wir haben alle gelernt, uns psychisch und emotional gegen die Bilderflut zu imprägnieren, die tagein tagaus über uns hereinbricht, weil sie uns andernfalls wahrscheinlich davonspülen würde. Deshalb ist es für mich auch kein Zufall, dass man zwar von einem wieder aufgeflammten Interesse am Wald redet – aber, wenn ich im Wald rund um Fulda oder in der Rhön, die ja ein ausgewiesenes Wandergebiet ist, abseits der Haupttouristenattrakionen unterwegs bin, treffe ich so gut wie niemanden. In der Corona-Zeit war das ein bisschen anders. Grundsätzlich ist das mediale Waldinteresse aber größer als das reale physische.

Geht es also bei aller sozialmedialen Begeisterung für die Fotos gar nicht um den tatsächlichen schwedischen Waldsee, sondern nur um eine digitale Illusion?

Quarch: Das ist ein ambivalentes Phänomen – wie der Wald eben immer schon ein zwielichtiger und zweideutiger Ort war. Ich glaube, die Sehnsucht ist echt. Viele Menschen – das ist gerade in den Monaten der Corona-Krise deutlich geworden – haben untergründig eine diffuse Sehnsucht danach, mit der lebendigen Welt, in einem stimmigen Verhältnis zu sein. Sie spüren in sich, ohne dass sie sich wirklich dessen bewusst sind, dass ihr Leben flach geworden ist: Man starrt auf flache Monitore und führt flache Konversationen. Die Tiefendimension des Lebens ist verloren gegangen. Diese diffuse Sehnsucht nach Echtheit und Ursprünglichkeit findet im Wald eine Projektionsfläche. Vom Eintauchen in die Natur verspricht man sich zu Recht eine größere Rückbindung an diese Tiefenbindung des Lebens.

Aber wirklich Eintauchen geht am Bildschirm nicht.

Quarch: Wie gesagt: Die Sehnsucht, die sich hier artikuliert, ist authentisch. Nur – und dass ist ein typisches Phänomen der modernen Konsumwelt –, die Angebote, die uns unterbreitet werden, diese Sehnsucht zu stillen, sind letzten Endes flach und verhindern eher die ersehnte Erfahrung als dass sie sie ermöglichen würden. Für unsere konsumgetriebene Wirtschaft ist das typisch, weil sie ihre Produkte – und dazu gehören eben auch Waldfotos – am besten verkauft, wenn sie ein Bedürfnis danach generiert, ohne es je ganz zu befriedigen. So auch im Blick auf den Wald: Das authentische Bedürfnis des modernen Menschen nach einer Rückbindung an das natürliche Leben, wird durch digitale Vermittlung immer nur partiell befriedigt und auf diese Weise am Köcheln gehalten. Aber am Ende gibt sie ihm nicht das, was er wirklich braucht, nämlich das Eintauchen in das echte, raue, wilde, lebendige Leben.

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Mein Revier /mein-revier/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=mein-revier Tue, 30 Jun 2020 21:17:13 +0000 /?p=380 „Ja klar habe ich mich diskriminiert gefühlt“

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Zwischen Bäumen, Akten und Vorurteilen: Immer mehr Frauen ergreifen den Beruf der Försterin. Nicht immer wird das gut angenommen.

Von Anna Parschan und Katharina Seeburger

„Im Wald ist es am schönsten“, schreibt Viktoria Abbt zu einem Foto in ihrem öffentlichen Instagram-Kanal. Auf dem dazugehörigen Bild ist sie auf einem Waldweg zu sehen. Mit einem Gewehr auf der Schulter, ihr Jagdhund neben ihr. Viktoria Abbt ist 28 Jahre alt und hat in Bayern Forst- und Holzwissenschaften studiert.

Zwei Wege führen zum Traumberuf FörsterIn. Viktoria Abbt hat sich für die Verwaltungslaufbahn entschieden. (Grafik: Marisa Huber/Tobias Pappert)

Sie gehört zu den etwa 30 Prozent Frauen, die in Deutschland die Ausbildung zur Försterin machen. So viele wie noch nie. Vor 30 Jahren war diese Zahl sehr viel niedriger. Wie waren sie, die Anfänge von Frauen im Försterberuf?

Nur zwölf Frauen von insgesamt 120 Studierenden waren Anfang der 1980er Jahre in Petra Webers Jahrgang. Sie hat  Forstwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Bayern studiert. Petra Weber ist heute 54 Jahre alt, Försterin und leitet das 2000 Hektar große Forstrevier Wolfsegg bei Regensburg. Sie war schon als Kind gerne in der Natur und im Wald. Petra Weber erinnert sich an die Zeit, als sie sich überlegt hat, was sie beruflich machen möchte. „Mein Bruder, der selbst Förster ist, hat mir damals erklärt, dass ich das auch als Frau machen kann”, sagt sie. Das schien ihr nicht bewusst gewesen zu sein, denn Frauen als FörsterInnen waren extrem selten.

Christiane Lorenz-Laubner ist 55 Jahre alt, ebenfalls Försterin und leitet das Revier Kappellenfleck im niedersächsischen Harz mit 1700 Hektar Wald. Auch sie hat Forstwirtschaft studiert, an der Hochschule Göttingen in Niedersachsen. Christiane Lorenz-Laubner war in ihrem Jahrgang eine von vier Frauen unter circa 60 Studierenden. Mitte der 1980er Jahre schloss sich Christiane Lorenz-Laubner in Göttingen mit den anderen Frauen aus den Forst-Studiengängen zu einem Stammtisch zusammen – aus dem später der Verein „Frauen im Forstbereich“ hervorging. Seit 2014 ist sie zweite Vorsitzende und setzt sich für die Gleichstellung von Frauen im Forstbereich ein.

Beide Frauen sind Försterinnen, leiten ein eigenes Revier, haben Kinder und sind seit Jahrzehnten im Dienst. Als Frauen in einem männerdominierten Beruf haben sie aber unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

 Zwei Frauen, zwei Erfahrungen

„Als Praktikantin während des Studiums war ich immer etwas Seltenes damals, aber es war kein Problem“, sagt Petra Weber. Auch später, im Berufsleben, habe sie keine negativen Erfahrungen gemacht. Trotzdem hatte sie von ihren Studienkolleginnen gehört, dass diese immer mal wieder Probleme hatten, weil sie Frauen sind. Und dass diese an Praktikumsplätze gerieten, an denen Frauen nicht erwünscht waren.

Christiane Lorenz-Laubner engagiert sich im Verein Frauen im Forstbereich.

Andere Erlebnisse als Petra Weber hatte Christiane Lorenz-Laubner. „Ja klar“, antwortet sie fast überrascht auf die Frage, ob sie sich diskriminiert gefühlt habe. „Ich habe da mal meine eigene Chronik aufgeschrieben“, beginnt sie ihre Aufzählung: sexuelle Belästigung im Praktikum, Diskriminierung in der AnwärterInnen-Ausbildung, Benachteiligung bei Beförderungen oder Stellenvergabe. In ihrer AnwärterInnenzeit soll ihr Ausbilder sie gefragt haben, warum sie als Frau denn die Ausbildung zur Försterin überhaupt mache. „Denn, ich hätte doch einen Mann, der schon Förster sei“, erinnert sich Christiane Lorenz-Laubner.

Und heute? „Heute lasse ich mir die Butter überhaupt nicht mehr vom Brot nehmen”, sagt sie. Allerdings komme es nicht immer gut an, wenn sie in Dienstbesprechungen Kritik übt. „Ich wage zu behaupten, dass Frauen in meinem Alter dann als ‘die hat Haare auf den Zähnen‘ verschrien sind“, fährt Christiane Lorenz-Laubner fort.

Eine neue Generation von Frauen

Sie sei heute zwar selbstbewusster und könne sich mehr durchsetzen, sagt sie. Ihr Gefühl ist aber, dass sie nun aufgrund ihres Alters von ihren Kollegen ernster genommen werde, und nicht weil sich die Situation für Frauen in Forstberufen stark verändert hätte. Verändert hätten sich aus ihrer Sicht aber die jungen Frauen, die heute in den Beruf starten. Christiane Lorenz-Laubner fällt ein Generationenwechsel auf: „Die jungen Frauen sagen Dinge, die wir uns nicht getraut hätten.“ Das finde sie gut. Frauen ihrer Generation würden im Vergleich zu jungen Frauen Autoritätsgefälle eher anerkennen, auch wenn sie  Kritik äußern und sich durchsetzen. „Die jungen Frauen heute strotzen vor Selbstbewusstsein“, ergänzt sie.

Dieses Selbstbewusstsein ist auch Viktoria Abbt anzumerken. Ob sie sich Gedanken darüber mache, dass sie in ihrem Beruf nicht akzeptiert werden könnte, weil sie eine Frau ist? Nein, sagt sie und wirkt überrascht von dieser Frage. Schlechte Erfahrungen, weil sie eine Frau ist, habe sie bisher nicht gemacht. Mit ihrem letzten Chef habe sie sich gut verstanden.

Steigender Frauenanteil

Viktoria Abbt hat ihre neunjährige Ausbildung mit Studium und Referendariat beendet. Ihr  Ziel ist die Leitung eines Forstamtes. Der Anteil von Frauen in den Forstberufen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. In Niedersachsen beispielsweise wurden im Jahr 2005 lediglich 15 bis 20 Prozent Frauen in den Vorbereitungsdienst für die Leitung eines Revieres, die sogenannte AnwärterInnen-Zeit, eingestellt. 2019 waren 40 Prozent weiblich. Inzwischen machen Frauen ein Drittel der Mitarbeitenden der Niedersächsischen Landesforsten aus. Bei den Bayerischen Staatsforsten waren es im gleichen Jahr hingegen nur 17,8 Prozent.

Trotzdem sind in den Forstberufen Frauen nach wie vor in der Unterzahl. Aus Petra Webers Sicht liegt das unter anderem an den Klischees über den FörsterInnen-Beruf. Als FörsterIn müsse man körperlich schwer arbeiten, mit der Motorsäge Bäume fällen und schwere Baumstämme schleppen. In der Realität braucht es keine Muskelpakete und Sportskanonen, sondern Organisationstalente. Petra Weber koordiniert und verwaltet die meiste Zeit, wenn sie nicht auf Waldgang oder Bestandskontrolle unterwegs ist.

Frauen erwünscht

Petra Weber gehört zu den wenigen Frauen, die in der Oberpfalz ein eigenes Forstrevier leiten. Einer ihrer Reviernachbarn ist Ernst Süß. Er leitet das Forstrevier Essing bei Kelheim, circa 40 Kilometer von Petra Weber in Wolfsegg entfernt. Wie seine Kollegin blickt auch Ernst Süß auf eine lange Dienstzeit zurück.

Seit vier Jahren begleitet die Westfälische Dachsbracke Fanni ihren Förster Ernst Süß im Wald.

Seit nunmehr über 30 Jahren ist der 60-Jährige Förster. Viel hat sich verändert. Dass er zunehmend weibliche KollegInnen hat und junge Frauen wie Viktoria Abbt Försterin werden wollen, findet er: „Perfekt.“ Seinem Eindruck nach, haben Frauen auch ein gutes Gefühl dafür, was sie draußen im Wald machen.

Investition in den Nachwuchs

Seit 20 Jahren bildet der Bayer aus. Für ihn eine Investition in die Zukunft. „Unsere Arbeit sind Langzeitprojekte. Man muss mehr als in Jahrzehnten denken“, sagt er. Das Geschlecht spiele keine Rolle. „Wir brauchen Leute, die den Wald betreuen wollen.“

Mit Köpfchen und Leidenschaft

Was für ihn im FörsterInnen-Beruf zählt: Den Kopf einschalten, nicht nur stur nach Vorschriften arbeiten und Leidenschaft für die Natur. Auch bei einer 80-Stunden-Woche. Früher, erzählt er, hätten Försterinnen bei der Beratung von Privatwaldbesitzern auf dem Land Glaubwürdigkeitsprobleme gehabt. Auf solche Herausforderungen werden Studierende heute vorbereitet. So war es beispielsweise Teil von Viktoria Abbts Abschlussprüfung, sich in einem Rollenspiel gegen einen Bauern behaupten zu müssen.

Mit Leib und Seele dabei zu sein, findet Ernst Süß wichtig. Diese Leidenschaft für den Beruf spürt man auch bei der angehenden Försterin Viktoria Abbt. Naturliebhaberin, Försterin, Imkerin und Jägerin – so beschreibt sie sich selbst auf ihrem Instagram-Account. Ihr Feed ist voller Bilder im Grün, auf der Jagd oder bei der Waldarbeit.

„Ich war schon als Kind immer sehr naturverbunden. In der Grundschule war Heimat- und Sachkunde mein Lieblingsfach“, erzählt sie. Heute steht sie kurz vor dem Berufseinstieg und wartet auf die Ergebnisse ihrer großen forstlichen Staatsprüfung. Noch ist ungewiss, welche Stadt ihr neues Zuhause und welcher Wald ihr erster Arbeitsplatz wird. Gewiss ist jedoch, ihre Liebe und Leidenschaft für die Natur kann sie auf jedem Fleckchen Erde ausleben. Das will sie auch weiterhin auf ihrem Instagram-Kanal teilen. Ihre FörsterInnen-Karriere beginnt jetzt erst richtig – von welchen Erfahrungen sie in 30 Jahren als Frau in einem vielleicht immer noch von Männern dominierten Beruf erzählt, wird sich zeigen.

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Mehr als nur ein Schuss /mehr-als-nur-ein-schuss/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=mehr-als-nur-ein-schuss Tue, 30 Jun 2020 18:43:22 +0000 /?p=218 Unterwegs mit Jägern

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Wer einen Jagdschein hat, den erwarten nicht nur Aufgaben, für die man eine Waffe braucht. Welche das sind und was die Jagd als Hobby ausmacht, das haben uns Vanessa und Max erzählt.

Von Carolin Scheidel und Caroline Wagner

Das Wildtier ist im Visier, der Finger am Abzug ist bereit zum Abschuss: Ruhe und Konzentration sind jetzt gefragt. Wer JägerIn wird, geht einem Hobby mit großer Verantwortung nach. Das weiß auch Max. Bei dem 31-Jährigen aus Bayern ist Jagen eine echte Familientradition, schon sein Urgroßvater war Jäger. Und auch die 26-jährige Vanessa hat als Jugendliche ihren Vater auf der Jagd begleitet. Mit Anfang 20 hat sie ihre Jägerprüfung, das sogenannte „Grüne Abitur“, bestanden. Vanessa und Max liegen damit weit unter dem Altersdurchschnitt der Jäger in Deutschland. Noch liegt dieser zwischen 65 und 70 Jahren. Doch immer mehr Jüngere interessieren sich für die Jagd, der Altersdurchschnitt in den Jagdkursen liegt mittlerweile bei etwa 35 Jahren und auch die Zahl der Jagdscheininhaber steigt. In Deutschland gab es im Jagdjahr 2018/2019 knapp 390.000 Jagdscheininhaber, das waren etwa 40.000 mehr als vor zehn Jahren.

Bauen, einrichten, kontrollieren

Wer glaubt, zum Jäger-Hobby gehöre nur das Schießen von Wildtieren, der irrt sich. Tatsächlich verbringen Jäger den Großteil ihrer Zeit nicht mit dem Abfeuern des Gewehrs. Das sagt auch Anna Martinsohn vom Deutschen Jagdverband: „Schießen macht vielleicht 0,1 Prozent der gesamten Jägertätigkeit aus. Die meiste Zeit heißt es Sitzen und Beobachten oder das Revier pflegen und kontrollieren.“

Da es in Deutschland ein Reviersystem für das Jagen gibt, müssen JägerInnen zunächst ein Revier pachten. Für einen bestimmten Zeitraum, meistens von neun Jahren, dürfen JägerInnen diese Fläche dann bejagen. Auch eine Pacht von einem Jahr ist möglich. Hat ein(e) JägerIn ein Jagdrevier gepachtet, heißt es zunächst: Reviereinrichtung. Hochstände und Futtereinrichtungen müssen gebaut werden, im Frühjahr müssen die Hochsitze gereinigt und Leitersprossen getauscht werden. Die Tätigkeiten als JägerIn nehmen somit eine Menge Zeit in Anspruch. Max wusste das schon als Kind. Dreiviertel der Wochenenden im Jahr hat er mit seinem Vater in dessen Jagdrevier verbracht. Die eigentliche Jagd, also das Schießen von Wildtieren, hat dabei aber eine untergeordnete Rolle gespielt, wie Max erzählt:

Max beschreibt, wie ein Wochenende im Jagdrevier abläuft.

Jägerlatein

Auch Vanessa ist durch ihren Vater zur Jagd gekommen und hat schon als Kind viel gelernt: „Beim Dachs heißt es zum Beispiel nageln, wenn er läuft. Da habe ich schon mal gemerkt, dass das ein ganz anderes Vokabular ist, als man es eigentlich kennt. Und ich habe gelernt, dass ein Reh nicht die Frau vom Hirsch ist, sondern dass es sich dabei um zwei verschiedene Gattungen handelt.“

Während der Ausbildung bekommt ein(e) JungjägerIn nicht nur das Jägerlatein vermittelt, sondern auch Jagdzeiten und Waffenkenntnisse gelehrt. Vom Schießen bis hin zum Hochsitzbau – die Ausbildung deckt ein breites Spektrum ab, denn die Jagdgeschichte reicht weit zurück. Viele Traditionen werden bei der Jagd bis heute fortgeführt, so wird beispielsweise das Wild nach einer Drückjagd von Jagdhornbläsern „verblasen“. Jede Wildart besitzt ihr eigenes Totsignal. „Die Jäger stehen so, dass sie am Kopf der erlegten Stücke stehen, die Treiber stehen immer hinter dem Stück und die Jagdhornbläser stehen oberhalb des Wildes“, erzählt Vanessa. Dem toten Tier wird damit Respekt gezollt. Neben alten Traditionen findet auch neueste Technik ihren Platz bei der Jagd. So erzählt Vanessa, dass sie mit Wärmebilddrohnen auch Felder abfliegen, um Rehkitze vor Mähdreschern zu retten.

Vanessa (26) hat vor drei Jahren den Jagdschein gemacht.

Auf der Pirsch

Für JägerInnnen gibt es Abschusspläne von der Unteren Jagdbehörde. Darin stehen fixe Vorgaben, wie viele Tiere im Jagdrevier erlegt werden müssen. Diese Vorgaben richten sich nach Verbissgutachten und Wildschäden. Solche Vorgaben gibt es beispielsweise bei Rehwild und Rotwild (Hirsche). Eine Ausnahme bildet das Schwarzwild (Wildschweine) – aufgrund der hohen Population sollten JägerInnen möglichst viel Schwarzwild erlegen. Halten sie sich nicht an die Abschusspläne, könnte beispielsweise ein anderer Jäger auf ihre Kosten angestellt werden, der die Vorgaben erfüllt.

Außerdem müssen sich JägerInnen an die gesetzlich festgelegten Jagd- und Schonzeiten halten. Diese variieren von Bundesland zu Bundesland. In Hessen beginnt die Bockjagd beispielsweise schon am 1. April, in Bayern dagegen erst einen Monat später, am 1. Mai. Und sie dürfen nur Tierarten schießen, die dem Jagdrecht unterliegen. Diese Liste verändert sich stetig und kann beim Deutschen Jagdverband eingesehen werden.

Beim Abschuss muss dann alles zusammenpassen, damit es funktioniert. „Am Schönsten wäre es, wenn man das Wild gar nicht erschießen müsste und es direkt umfallen würde, denn jeder Schuss entwertet das Fleisch. Man will das Tier möglichst schnell erlegen, sodass es nicht leidet. Deshalb muss man sich vor dem Abschuss ganz sicher sein“, erzählt Max.

Jagdfieber

Bei seinem allerersten Abschuss überkam Max das sogenannte Jagdfieber: Wenige Sekunden vor dem Abschuss ging sein Puls in die Höhe, die Atmung wurde schneller, „denn in diesem Moment lag eine große Verantwortung auf mir. Mir ging also ganz schön die Düse. Ich habe den Hirschbock dann sauber getroffen und war danach sehr erleichtert“, erzählt der 31-Jährige.

Max hat mit 17 Jahren den Jagdschein gemacht.

Nach dem Abschuss geht es dann für die Jäger weiter: „Man muss das Tier aufbrechen, also die Innereien aus dem Wildkörper rausnehmen, das Wild kühlen wegen der Wildbretyhgiene und anschließend einen Käufer organisieren“, erzählt Vanessa. Ein Prozess, der auch im Nachgang sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und zur Jagd dazugehört.

Jäger-Motive

Das Fleisch zu verkaufen ist eine Möglichkeit, viele Jäger essen ihr erlegtes Wild aber auch gerne selbst. Max zählt dazu. „Alles kann ich aber auch nicht schaffen, weil meine Freundin zum Beispiel nicht gerne Wild isst, deshalb gebe ich auch Fleisch an den Wildbrethändler ab“, sagt er.

Laut einer Umfrage des Deutschen Jagdverbands aus dem Jahr 2018 ist die Liebe zum Wildfleisch bei knapp der Hälfte der Befragten ein Motiv für die Wahl des Jäger-Hobbys. Weitere 50 Prozent geben an, Freude an der Jagd zu haben. Aber auch der angewandte Naturschutz ist ein oft genanntes Motiv. „Ein grundsätzliches Interesse an Natur- und Umweltthemen, Naturverbundenheit und in vielen Fällen eine Liebe zur Heimat im Sinne von: Ich bin hier verwurzelt und komme hier her, sind ebenso wichtig wie ein Interesse für Tiere, Natur- und Artenschutz“, antwortet Anna Martinsohn vom Deutschen Jagdverband, auf die Frage, was Jäger mitbringen sollten. 

Für Max ist es vor allem die Zeit in der Natur, die den Reiz an seinem Hobby ausmacht. „Als Jäger muss man den Wald hören und spüren, man muss schauen: Wo zieht Wild, welche Stellen sind günstig für den Ansitz? Es ist also ein viel intensiverer Austausch, den man als Jäger mit seinem Revier hat. Das schärft den Blick. Ich habe mittlerweile ein Auge dafür, wo sich was bewegt. Ich denke, so geht es vielen Jägern“, erzählt er. Aber auch das Warten fasziniert ihn. Er beschreibt es als „achtsames Genießen“:

Max beschreibt, was ihn am Jäger-Hobby fasziniert.

Jagen – nur was für Männer?

Als Frau zählt Vanessa bisher noch zu der Minderheit unter den Jägern, denn der Frauenanteil liegt aktuell bei sieben Prozent. Doch die Tendenz ist steigend: Bei der letzten Jungjägerbefragung des Deutschen Jagdverbands aus dem Jahr 2017 waren ein Viertel der JagdschülerInnen Frauen. 

Ob weiblich oder männlich – Vanessa stellte während der Jagdausbildung und auch danach keine Unterschiede fest. Ganz im Gegenteil – sie hat sich in der Jagdgesellschaft sehr gut aufgenommen gefühlt: „Ich muss sagen: Durchsetzen ist absolut fehl am Platz, ich werde sehr offen und warmherzig aufgenommen von den Jägern.“

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Gefilterte Natur /gefilterte-natur/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=gefilterte-natur Tue, 30 Jun 2020 16:20:17 +0000 /?p=406 Wie Michelle Clever ihren Traum in Schweden liebt

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#forest, #nature und #outdoors – unter diesen und ähnlichen Hashtags finden sich auf Instagram Millionen Fotos und es werden täglich mehr. Natur und Wald trenden in den sozialen Medien. Ist die Sehnsucht echt oder gewinnt der Wald die Herzen der Follower nur auf Instagram?

Von Michelle Olion und Cornelius Stiegemann

Es ist die perfekte Idylle: Die Strahlen der tiefstehenden Sonne scheinen zwischen den beiden rotgestrichenen Holzhäusern hindurch und tauchen die Wiese in goldenes Licht. Über dem Heidekraut schwebt, an unsichtbaren Fäden, der Schriftzug „friday evening walk“.

Der Abendspaziergang wird in einer Instagram-Story festgehalten.

Das ist eins der Fotos, die Michelle Clever auf ihrem Instagram-Account „daughter_of_the_woods“ als Instagram-Story veröffentlicht hat. Die 26-Jährige ist vor einem Jahr nach Schweden ausgewandert und hat sich ganz der Naturfotografie verschrieben. Sie fängt die schwedische Natur für die über 80.000 Follower ein. Alle paar Tage gibt es neue Stories und Posts, kurze Videos und Fotos. Darin setzt sie Bäume, Wiesen, den See, an dem sie wohnt und sich selbst immer wieder in Szene. Tausenden von Menschen gefällt das.

Was den Städtern fehlt

Auch der Instagram-Forst wächst täglich. Der Hashtag #nature steht derzeit auf Platz vier der deutschen Instagram-Trends, unter #forest findet man über 40 Millionen Beiträge, unter #outdoors sogar über 55 Millionen. NaturfotografInnen wie Michelle füllen die Feeds von Millionen Followern auf der ganzen Welt. Und es begeistern sich immer mehr Menschen für Fotos der wilden Natur.

Für den Philosophen und Autor Christoph Quarch ist das nichts Neues. Der Wald sei seit alters her eine Gegenwelt zur Stadt. Seit der Mensch den Wald verlassen oder ihn gerodet hat, um sich auf den Lichtungen häuslich einzurichten, ist der Wald Symbol für das, was ihm fehlt, sagt Quarch, der für ZEIT-Reisen philosophische Waldwanderungen durchführt. Hierzulande war es vor allem die Naturbegeisterung der Romantiker, die den Wald als Sehnsuchtsort fest im kollektiven Unbewussten verankerte. Und das wirke noch immer nach, ist Quarch überzeugt – auch auf Instagram.

Ihre besondere Beziehung zum Wald hat Michelle schon zu Schulzeiten aufgebaut. Sie sei Außenseiterin gewesen, die Natur dann ihr Zufluchtsort. „Dadurch, dass ich im Ruhrgebiet großgeworden bin, wo die Natur quasi fehlt – jedenfalls die Natur, die ich mir wünsche und von der ich gerne umgeben sein möchte – stand für mich ziemlich schnell fest, dass ich auswandern will.“ Dadurch, dass sie im Internet Accounts folgt, die hauptsächlich Natur-Content aus Schweden posten, entflammt ihr Herz für den europäischen Norden. Nach dem Studium macht sie ihren Traum war: Sie wandert nach Schweden aus.

Der Neubeginn in Skandinavien gestaltet sich aber alles andere als einfach. „Meine Anfangszeit hier war wirklich schwierig“, sagt sie. Doch am zweiten Tag nach ihrer Ankunft in Südschweden geht sie in den Wald hinter dem Campingplatz, auf dem sie in den ersten Wochen leben und arbeiten wird. Und hier, zwischen schwedischen Büschen und schwedischen Bäumen, fühlt sie sich das erste Mal ein kleines bisschen angekommen. Es dauert aber noch eine Weile und einen Umzug in die nördliche Provinz Härjedalen, bis Michelle sagen wird, sie sei angekommen – in Schweden und in der geliebten Natur.

In einer Story beantwortet Michelle Fragen ihrer Follower zu ihrem Neuanfang in Schweden.

Doch Wald ist nicht gleich Wald: Ein Häuschen im Schwarzwald oder der sächsischen Schweiz wäre für Michelle nicht in Frage gekommen. Die Wälder in ihrem Heimatland haben für sie schlicht nicht die gleiche Qualität wie die nordischen, weil es in Deutschland keine wirkliche Wildnis mehr gibt. „Du weißt einfach, dass innerhalb der nächsten zehn Kilometer die nächste Stadt ist. Oder du hörst das Autorauschen. Hier in Schweden ist es so, dass du aus einer Stadt oder einem kleinen Dorf rausfährst und dann wirklich einfach im Nirgendwo bist. Wenn du da mit dem Auto liegenbleibst, dauert es eine Weile, bis dich da jemand findet.“ In den schwedischen Wäldern kann sie den städtischen, urbanen Kontext vollkommen hinter sich lassen. Der Wald erscheint ihr wilder, natürlicher und authentischer. Hier fühlt sie sich wohl. „Pure Freiheit“, sagt sie.

Es ist kein Wunder, dass Michelle einen Großteil ihrer Zeit in den Wäldern verbringt. Meistens gehe sie dort spazieren oder joggen, je nachdem, wie es sich ergibt und worauf sie Lust habe, erzählt sie. „Manchmal bleibe ich auch einfach irgendwo sitzen und starre auf etwas Schönes.“ Beim bloßen Schauen und Staunen bleibt es nicht. Mit Kamera, Stativ und Selbstauslöser fängt sie den Moment ein. Aus einem Waldspaziergang kann dann schnell ein einstündiges Fotoshooting werden.

Michelles Fotografie und ihre Social-Media-Aktivitäten sind aber nicht nur Hobby: In ihren Instagram-Account, ihren Online-Shop, ihren Blog und ihren YouTube-Kanal fließt zwar viel Zeit und Kreativität, viel Geld verdiene sie damit aber nicht, sagt sie. Auch die Spenden-Plattform Patreon sei keine nennenswerte Einnahmequelle. In letzter Zeit sind die gesponserten Instagram-Posts weniger geworden und auch Kooperationen und Werbung tauchen nur selten auf ihrem Kanal auf. Das hat für sie einen Grund, erklärt Michelle: „Ich glaube, dass gerade der Natur-Content nicht so viel Fläche dafür bietet.“ Auf keinen Fall möchte sie „Influencerin“ genannt werden. Um sich ihr Leben in Schweden finanzieren zu können, arbeitet sie in verschiedenen kleineren Jobs, sie ist zum Beispiel Servicekraft für die lokalen Ferienhäuser und pflegt die Internetauftritte der Dörfer der Region. Für die Zukunft wünscht sie sich, zumindest teilweise von ihren kreativen Projekten leben zu können.

Während Michelle wirklich am Waldsee sitzt und das kühle Wasser an ihren Füßen spürt, sitzen ihre Follower im Großstadtwohnzimmer auf dem Sofa und scrollen sich am Smartphonebildschirm durch die schwedische Natur – der Kontrast könnte kaum größer sein. Trotzdem regnet es Herzen für ihre Bilder. Ihre Follower sind begeistert, das zeigen auch die Rückmeldungen unter ihren Posts. „Ich bekomme oft Nachrichten von Menschen, die mir folgen, in denen sie schreiben, dass meine Fotos und Geschichten sie aus ihrem Alltag holen, sie an Orte bringen, zu denen sie selbst keinen Zugang haben“, berichtet Michelle. Andere beschreiben ihren Content als etwas, das „wie aus einer anderen Welt“ aussieht.

Eine „Anderswelt“ ist da auch für den Philosophen Quarch das Stichwort. Der Wald erscheint dem heutigen Menschen als das raue, rohe, echte, lebendige, natürliche, – authentische – Gegenbild zu einer immer flacher und glatter werdenden digitalisierten Stadtwelt. Viele Menschen „spüren in sich, ohne dass sie sich wirklich dessen bewusst sind, dass ihr Leben flach geworden ist“, sagt er. Tagtäglich starre man auf „flache Monitore und führt flache Konversationen“. Die Tiefendimension des Lebens sei völlig verloren gegangen. Und diese Tiefe, diese Rauheit suche man im Wald – oder nur in seinem Abbild.  Denn paradoxerweise gehen die meisten Menschen nicht selbst hinaus in die Natur, sondern greifen in der auf sie einstürzenden Bilderflut des Alltags zum Smartphone und schauen sich Naturfotos auf Instagram an.

Das aktuelle Interesse am Wald sei ein ambivalentes Phänomen, sagt Quarch. Für ihn stehe fest: Die Sehnsucht ist echt. Doch ihre Befriedigung laufe nach den Mechanismen der konsumgetriebenen Wirtschaft ab: Die digitalen Angebote, „die uns unterbreitet werden, diese Sehnsucht zu stillen, sind letzten Endes flach und verhindern eher die ersehnte Erfahrung als dass sie sie ermöglichen würden“. Ein Produkt – und die Waldfotos sind in dieser Hinsicht nichts anderes – verkaufe sich am besten, wenn man ein Bedürfnis danach generiere, dass man nie ganz befriedige. Das Foto vom Spaziergang durch den schwedischen Birkenhain, soll nicht dazu führen, dass man selbst in die Natur geht – sondern dazu, dass man sich auf Instagram nur noch mehr Fotos von skandinavischen Wäldern ansieht.

Flucht aus dem Alltag – am Handy oder in echt

Michelles Follower geben sich also einer Illusion hin. Doch auch wenn ihre Bilder die Sehnsucht der Menschen nicht stillen könne, glaube sie, „dass diese Vorstellung, in der man sich verliert oder sich ein bisschen wegträumt, schon auch eine andere Realität ist.“ Unter denen, die ihren Bildern folgen, seien viele Menschen, die vielleicht einen ähnlichen Traum hegen, wie sie ihn hatte. „Die wollen vielleicht nicht unbedingt auswandern, aber sie lieben es, sich da rein zu flüchten und sich das anzugucken. Sie leben das durch die Fotos ein bisschen aus und entfliehen ihrem Alltag.“

Für diese Menschen macht Michelle ihre Bilder. Denn auch ihr geht es ähnlich, erzählt sie. „Wenn ich Bilder von irgendetwas anschaue, das ich selbst so nicht erleben kann, gibt es mir trotzdem etwas.“ Durch InstagrammerInnen wie Michelle kann jeder seinen eigenen kleinen Wald auf dem Smartphone besuchen, sich für ein paar Momente wegträumen. Aber klar ist auch, dass die digitalen Bäume ihr selbst damals nicht gereicht haben. Sonst säße sie jetzt nicht in ihrem Holzhäuschen, nur durch eine Tür von der Wildnis Schwedens getrennt.

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Die Waldapotheke /die-waldapotheke/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=die-waldapotheke Tue, 30 Jun 2020 12:46:15 +0000 /?p=360 Einfache Kräutertipps für den Alltag

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Zu Besuch in der Waldapotheke – einfache Kräutertipps für den Alltag.

Von Christian Michael Hammer (Text) und Marisa Huber (Illustrationen)

Wenn Lieselotte Schindele eine Kräuterführung gibt, liebkost sie die Pflänzchen ihn ihren Händen, streichelt sie fast. Die Donauwörther Kräuterliesl, wie sie auch oft genannt wird, stellt hier sieben ihrer Lieblingskräuter vor. Seit 2005 ist sie Gesundheitspädagogin. Das Know-How hat sie an der Sebastian-Kneipp-Akademie in Bad Wörishofen in Bayern gelernt.

Quelle für den Erklärtext: Gartenbauingenieurin am Botanischen Garten in Augsburg, Renate Hudak, und Naturheilkundlerin Anna Kramer aus Meitingen

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(Keine) Zeit zu sterben /keine-zeit-zu-sterben/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=keine-zeit-zu-sterben Tue, 30 Jun 2020 07:56:54 +0000 /?p=191 Wie Forstwirtschaft sich wandelt

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Fast nirgendwo hat der Klimawandel so schwere Auswirkungen auf die deutsche Industrie wie in der Forstwirtschaft. Die Kiefer stirbt und nachhaltige Lösungen gibt es kaum, auch weil die Natur nicht in menschlichen Zeiträumen denkt.

Von Martin Bornemeier und Thomas Stöppler

Die Luft riecht nach Harz, die Sonne brennt. Der „Harvester“ fasst den Stamm eines Baumes, fällt und entastet ihn in wenigen Sekunden. Förster Erhard Oehle steht im Teutoburger Wald und hört, wie die Säge des Holzvollernters nach und nach eine ganze Waldfläche rodet.

Was in einem Jahr – weniger als ein „Wimpernschlag“ für den Wald – passiert, kann man in diesen Zahlen zusammenfassen.

Der Markt wächst und die Nachfrage nach Holz steigt: „Der uralte Rohstoff im modernen Gewand liegt im Trend“, sagt Denny Ohnesorge, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Holzindustrie. 2013 wurden 17 Prozent aller Gebäude aus Holz gebaut, heute sind es 23 Prozent. Und trotzdem ist der studierte Forstwirt Ohnesorge nicht in Feierlaune. Denn der Holzpreis ist im Keller. Schlicht, weil es zu viel Holz gibt:

Der Export ist durch die Corona-Pandemie jetzt auch zusammengebrochen. Während sonst täglich dutzende Containerschiffe aus Ostasien kommen, die in der Regel leer zurückfahren, steht im Augenblick fast alles still. Dadurch, dass die Schiffe auf der Rückfahrt kaum beladen waren, war es schlicht unfassbar billig, das Holz nach Asien zu verschiffen.

Aber der Holzpreis war auch vor Corona schon unten: Wie bei jedem anderen Markt auch wird der Preis durch Angebot und Nachfrage geregelt. Durch ein Überangebot an Holz – vor allem Fichten- und Kiefernholz – gingen die Preise nach unten. Andere Märkte reagieren darauf, indem sie einfach weniger produzieren: Also weniger Smartphones bauen oder weniger Öl fördern, und prompt würden die Preise wieder steigen.

Einfach weniger Holz zu ernten ist aber keine Lösung, denn Stürme und drei Jahre Dürre haben Millionen Bäume sterben lassen, besonders Kiefern und Fichten sind betroffen. Kalamitäten heißt es im Fachjargon, wenn Bäume so kaputt sind, dass man sie fällen muss. Und Kalamitäten müssen zwangsweise raus aus dem Wald, weil sich Schädlinge wie der Borkenkäfer dort ihre „Rammelkammern“ bauen und von dort über den Rest des Waldes herfallen. Dann gibt es nämlich bald gar keinen Wald mehr. Wer sich Rammelkammern baut und dementsprechend viel Nachwuchs hervorbringt, der ist eben auch sehr gefräßig. 

Wie ein menschlicher Organismus wird aber auch ein gesunder Baum durch zu viel Befall irgendwann überfordert. Wenn befallenes Holz nicht zügig aus dem Wald geschafft wird, dann trifft es den ganzen Wald. Vom Borkenkäfer zerfressenes Holz ist nicht immer unbrauchbar, aber von minderer Qualität. Zu viel, zu schlechtes Holz macht aus einer sicheren Einkommensquelle ein Minusgeschäft. Fällen und Transport kosten mehr, als der Baum einbringt.

„Wegen dem Klimawandel.“ Lakonischer als Denny Ohnesorge, der vor dem Laptop im Kinderzimmer seines Nachwuchses sitzt und einen virtuellen Hintergrund eingestellt hat, kann man es gar nicht ausdrücken. Wer es etwas genauer mag, fragt Ralf Straußberger, promovierter Forstwirt beim Bund Naturschutz und wie Ohnesorge Waldbesitzer: „Beim Trinkwasser und beim Wald machen sich die Auswirkungen der Klimakrise als erstes bemerkbar.“ Straußberger kann viel über Böden und Bäume erzählen, besonders über die Kiefer. Er hat über sie promoviert. Fast ein Drittel der deutschen Wälder besteht aus Kiefern, die seit einigen hundert Jahren die Forstwirtschaft dominieren: Sie mag es feucht und kalt und bringt ein stabiles, hartes Holz ein, sie wächst schnell, hoch und gerade. Perfekt für Industrie und Forstwirtschaft. Nur ist es jetzt nicht mehr kalt und feucht und die Kiefer krank. 

Noch ist die Kiefer aber am Leben. Ein kranker Baum stirbt nicht gleich, er kann sich erholen. Straußberger sagt, dass die Schadstufe drei wie eine Lungenentzündung sei, bei der richtigen Behandlung erholt man sich meist. Für die Kiefer wäre die richtige Medikation ein paar sehr feuchte Sommermonate, aber Regen ist derzeit ein knappes Gut. Bei Schadstufe vier ist der Baum tot.

Waldsterben war schon einmal ein großes Thema in Deutschland und Teilen Europas. Damals in den Achtzigern, als die Seen umkippten und saurer Regen die Böden vergiftete, war die Tanne der sterbende Baum. Heute sind die Bestände zwar erheblich geschrumpft, aber der Tanne geht es gut. Damals war die Ursache zu viel Schwefel in der Luft. „Das Waldsterben der 1980er gibt es nicht mehr, weil die Politik reagiert hat“, sagt Straußberger. Es gab Verordnungen, der Schwefel nahm ab und die Tanne erholte sich – langsam, jedenfalls für menschliche Maßstäbe. Es hat über 25 Jahre gedauert.

Die Kiefer deutschlandweit zu retten wird schwieriger, schließlich ist der Klimawandel nicht mit lokalen politischen Verordnungen zu stoppen. Deshalb muss man anders herangehen – weg von den Landtagen, Büros und Laboren und hinein in den Wald. 

Denn auch die sich verändernden klimatischen Bedingungen erzeugen keine Wüsten und Prärien. Für fast alle Böden, Durchschnittstemperaturen und Wetterextreme gibt es eine richtige Bepflanzungsdichte, die richtigen JägerInnen, FörsterInnen und den richtigen Baum. Aber: „Es gibt den Wunderbaum nicht“, sagt Hans Urban, jagd- und forstpolitischer Sprecher der Grünen im bayerischen Landtag. Die Idee ist es, quasi eine neue Kiefer zu finden: Einen für das sich anpassende Klima geeigneten Baum, anspruchslos bei den Böden und mit schnellem Wachstum. Die amerikanische Roteiche galt einmal als der Superbaum, aber ihr Holz sei minderwertig, sagt Ohnesorge und außerdem meint Straußberger, dass wir ihren Einfluss auf unser Ökosystem nicht absehen können. Deshalb fallen auch Zedern aus, die mal hoch im Kurs standen, ebenso gelten die Experimente mit der Douglasie als gescheitert. Hans Urban sagt, es gäbe eh genug heimische Bäume. Buchen zum Beispiel oder die Tanne im Voralpenraum. Und auch Straußberger zählt dutzende Bäume auf. Am Ende ist ein neuer Baum aber nur eine Verschiebung des Problems. Eine eventuell notwendige Verschiebung, aber keine Lösung.

Naturschutz ist relativ

In jedem Fall muss so einen Wald auch erstmal umgebaut werden und dazu braucht es auch eine Försterin oder einen Förster. „In Bayern gibt es 700.000 WaldbesitzerInnen und nur 41 Forstbetriebe mit 370 Revieren“, sagt Hans Urban, genau wie Ohnesorge und Straußberger selber Waldbesitzer. „Jedes Revier müsste am Tag mit zehn verschiedenen Waldbesitzern sprechen, um einmal im Jahr jeden gesehen zu haben. Das ist schon wegen der Fahrzeiten gar nicht möglich“, erklärt Urban weiter. Für ihn ist der erste Schritt das Baumsterben zu verhindern, den Rekord-Etat für Forstwirtschaft vor allem in mehr Stellen zu investieren. Urban rechnet damit, dass sich der Betrag von den geplanten 110 Millionen Euro durch die Corona-Konjunkturpakete nochmal verdoppelt. Die FörsterInnen hätten mehr Zeit für jeden Wald.

Mehr FörsterInnen hätte gerne auch Ralf Straußberger, lieber wäre es ihm aber, man würde die 110 Millionen in die Bekämpfung des Klimawandels stecken. Auseinander gehen die Meinungen aber spätestens bei der Frage, was die FörsterInnen eigentlich machen sollen. Oehle und Urban sind sich in der Hinsicht einig, dass FörsterInnen mehr eingreifen müssen. Die Pläne der Bundesregierung, dass fünf Prozent aller Wälder Naturwälder sein sollen, also nicht bewirtschaftet werden und in die nur minimal eingegriffen wird, sehen die beiden kritisch. Urban glaubt, dass eine Naturbaumquote allen mehr hilft, Straußberger sagt, selbst wenn man die fünf Prozent erreicht hätte (in Bayern etwa sind es nur 3,3 Prozent), wäre das viel zu wenig Naturwald. 

Bei voraussichtlich 220 Millionen Euro könnten mehr als ein paar Stellen geschaffen werden und Urban will das restliche Geld dazu nutzen, der Forstwirtschaft und Holzindustrie kurzfristig unter die Arme zu greifen und dabei auch noch was für die Umwelt tun: Durch staatliche Förderprogramme soll die Nachfrage nach Bauholz erhöht werden. Das, erwähnt er lobend, mache die bayerische Staatsregierung auch schon, aber wie immer könnte mehr gehen. Ohnesorge ist da natürlich ganz bei ihm. Zum Beispiel sollen Kommunen und auch Privatpersonen Zuschüsse für Holzbauten bekommen. Straußberger will eigentlich insgesamt weniger Holzeinschlag und somit auch keine staatlichen Förderungen in dieser Hinsicht.

Alle vier stehen am Ende aber vor dem Klimawandel und, auch wenn sie sich gegenseitig schultern, ist der zu groß, zu mächtig, zu unbekannt. „Wir sind ein bisschen Exoten als Industrieverband“, sagt Ohnesorge und lächelt, „wenn wir sagen, dass wir die Pariser Klimaziele unbedingt erreichen müssen.“ Denn das Problem bei jedem neuen Baum, bei jeder Umforstung, bei jedem neuen Schädling ist, dass keiner weiß, wie sich das Klima entwickelt: Steigt die Temperatur um zwei Grad, vier Grad oder sechs Grad? Werden die Sommer heißer und die Winter trockener?

Zeit ist der erforschte, aber kaum zu erdenkende Faktor, den der Wald mitbringt. Politik denkt nicht in Jahrhunderten, nicht in Jahrzehnten, sondern meistens in Legislaturperioden. Bei der nächsten Bundestagswahl werden Menschen wählen, die nur eine Kanzlerin kennen. Eine Kiefer, die im Wahljahr 2021 planmäßig geerntet wird, stand schon zu Konrad Adenauers Zeiten im Wald, und wenn man sie ließe, würde sie wohl auch noch die letzten KanzlerInnen der Bundesrepublik sehen.

Aber nicht nur der politische Betrieb steht vor diesem Problem, auch der Mensch selbst hat durch seine Kurzlebigkeit nicht genug Zeit. Wie sollen wir auch über Jahrhunderte vorausplanen, wenn wir nicht mal den nächsten Montagmorgen im Griff haben? Ein Urwald im Bundesstaat New York ist etwa 386 Millionen Jahre alt. Dieser Wald hat gesehen, wie die Menschheit auf den Baum hinauf- und vom Baum heruntergeklettert ist. Jetzt sollen wir die Zukunft dieser Wälder durchdenken und bestimmen.

Die Ironie an der Sache ist ein wenig, dass der Wald das eigentlich alles selber regeln würde. Eben mit anderen Bäumen. Aber Eberesche und Birke sind kein gutes Bauholz, Buchen und Eichen wachsen zu langsam und zu krumm. Außerdem neigt die Natur nicht zu Sentimentalitäten:  

Die Lösung, die die Natur vorgibt, können wir aber nicht mehr erleben, sondern höchstens unsere Kinder, eher Enkelkinder. Vor allem aber würde uns die Lösung nicht gefallen. Ein großflächiges Sterben der Kiefer würde vielleicht nicht für den Tod, aber für ein dauerhaftes Dahinsiechen einer ganzen Industrie sorgen.

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Augen zu und rein /augen-zu-und-rein/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=augen-zu-und-rein Tue, 30 Jun 2020 07:29:36 +0000 /?p=88 Waldbaden im Selbstversuch

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Waldbaden – für den Trend aus Japan braucht man weder Handtuch noch Bikini. Unsere Reporterin hat den Selbstversuch gewagt und ist mit allen Sinnen tauchen gegangen. 

Von Sophia Junginger

Wann haben Sie das letzte Mal im Wald gelegen? So richtig auf dem Boden, der Länge nach ausgestreckt, die Augen geschlossen? Ich tippe mal – Sie können sich nicht dran erinnern. Keine Panik: Mir ging es genauso. Und dann habe ich mich in den Wald gelegt.

Und zwar so richtig: Auf dem kalten Waldboden, zwischen feuchtem Laub und harten Ästen, die Augen geschlossen, den Kopf angelehnt an eine schätzungsweise 20 Meter hohe Buche. Die Sonne schimmert durch die dicht gewachsenen Baumkronen, mein Kopf ruht auf angenehm weichem Moos, das die Buche hinaufwächst. Ich atme tief ein und aus, mein Herz schlägt ruhig, ich höre verschiedene Vögel zwitschern, Blätter rauschen, Hölzer knacken. Hach, is dat schee. Eine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: „Du kannst deine Augen jetzt wieder öffnen“, flüstert sie. Ich mache die Augen auf, blinzle ein paar Mal gegen die Sonne und schaue Stephanie Mahr an. Eigentlich will sie lieber Stephi genannt werden.

„Und, konntest du dich entspannen?“, fragt sie und schiebt ihre rote Lesebrille wieder zurück auf ihr blondes Haar. Sie hat mir eine Traumreisegeschichte vorgelesen, der ich bis zu einem gewissen Punkt folgen konnte. Irgendwann habe ich aber nur noch dem Wald gelauscht. Ja, ich habe mich entspannt. Es ist schön, die kalte Buche im Nacken zu spüren, ich wusste gar nicht, dass Bäume solch eine kühlende Wirkung haben können. „Deswegen im Sommer einfach mal in den Wald gehen und an einen Baum anlehnen – das wirkt Wunder“, verrät mir Stephi. Sie muss es ja wissen. Als zertifizierte Waldbademeisterin. Und Waldbaden, also das, was wir zwei hier machen, wird auch nachgesagt, dass es in gewisser Weise Wunder bewirken kann. 

Die Tradition des Waldbadens kommt ursprünglich aus Japan. Dort bezeichnet man es als „Shinrin-yoku“ und versteht darunter das Eintauchen in den Wald mit all unseren Sinnen. Das intensive Spazieren durch den Wald hat in Japan eine lange Tradition und wird auch zur Therapie verschiedener Erkrankungen genutzt. Beispielsweise Burnout und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden mit Waldtherapie behandelt. An japanischen Universitäten ist Waldmedizin sogar ein anerkanntes Forschungsgebiet. „In Deutschland ist das leider noch nicht der Fall“, sagt Stephi. Zwar gibt es auch hier Forschung zum Thema Waldtherapie, beispielsweise an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Und es entstehen immer mehr Natur- und Heilbäder, so wie auf Rügen oder im Schwarzwald. Den Wald als Medizin auf Rezept gibt es allerdings noch nicht. 

Plötzlich sehe ich eine kleine Zecke über meinen linken Handrücken krabbeln. Ich schnipse sie hektisch mit dem rechten Zeigefinger weg und stehe auf. Klopfe meine Klamotten ab und schüttle meine Haare kopfüber aus. Keine Lust, hier am Ende mit mehreren Zeckenbissen rauszugehen. Stephi sieht das entspannt. Sie trägt, im Gegensatz zur mir, eine Jeans mit kurzem Bein. „Ach, ich bin da schmerzfrei. Außerdem reibe ich mich immer mit Kokosöl ein. Das können die kleinen Dinger gar nicht leiden“, sagt sie. Wir beschließen, weiterzugehen. 

Wir sind unterwegs in einem Waldstück nahe Fulda. Aber nicht auf einem ersichtlichen Wanderweg, sondern wirklich richtig im Wald. Also so mittendrin. Laufen durch hohes Gras, müssen unter entwurzelten Baumstämmen durchkrabbeln und im wahrsten Sinne des Wortes tierisch aufpassen, wohin wir treten. Denn Wildschweine haben den Waldboden umgegraben. „Wenn du so genau auf den Boden schaust, dann guck‘ immer mal rechts und links, was du so findest“, weist mich Stephi an. Das gehört nämlich zum Waldbaden dazu: sich Zeit nehmen, den Wald neu zu entdecken.

Also schlendern wir schweigend durch den Wald, bewusst sehr langsam. Es lohnt sich. Ich entdecke einen großen schwarzen Mistkäfer, der sich totstellt, als ich mich zu ihm bücke. Ganze Kolonien von saftig grünen Kleeblättern, eine Weinbergschnecke, die einen großen Grashalm hinaufkriecht. Und viele Bäume und Pflanzen, deren Namen ich nicht kenne. Es ist mir fast peinlich, dass ich so wenig über unseren Wald weiß. Immerhin ist Deutschland zu einem Drittel mit Wald bedeckt und damit eins der waldreichsten Länder Europas. 

„Jetzt machen wir mal eine andere Übung, in der geht es um Vertrauen“, unterbricht Stephi unser Schlendern. Ich muss eine schwarze Schlafmaske anziehen und meine Hände öffnen. Ganz ehrlich: Ein bisschen komisch komme ich mir dabei anfangs schon vor. Aber auch das ist unumgänglich beim Waldbaden. Man muss sich drauf einlassen. Also stehe ich da, mitten im Wald, und warte darauf, dass mir Stephi etwas in die Hand legt. Ich muss ihr vertrauen, dass es nichts Ekliges oder Gefährliches ist. Dann spüre ich etwas Weiches in meinen Händen. Ich soll Stephi beschreiben, wie es sich anfühlt. Sanft, aber trotzdem ein bisschen rau, nicht flauschig. An der Unterseite etwas feucht. Die kurzen Härchen, die aus der Oberfläche ragen, fühlen sich stumpf an. Was das wohl ist?

Ich darf meine Augen öffnen und sehe das, was ich getippt habe: Moos. Die Übung hat mich den Wald anders wahrnehmen lassen als sonst. Ich habe ihn nicht gesehen, sondern gespürt. Stephi fragt mich, wann ich das das letzte Mal getan hätte? Den Wald gespürt. Vermutlich als Kind. Auch eine Sache, die das Waldbaden ausmache, erklärt Stephi. Sie selbst ist Mitte 50 und findet: „Im Wald dürfen alle mal wieder Kind sein! Bäume anfassen, Waldluft einatmen und vor allem unbeschwert sein. Den Stress des Alltags und alle Probleme für eine gewisse Zeit beiseite schieben.“

Dabei habe ihr der Wald zumindest geholfen. Denn sie selbst litt unter Burnout. Sie war 30 Jahre lang in einem Unternehmen, wie sie selbst sagt, das Mädchen für alles. Irgendwann konnte sie nicht mehr. „Und dann habe ich gemerkt, dass mir der Wald unglaublich guttut. Ich habe meinen Job gekündigt und mich zur Waldbademeisterin ausbilden lassen. Im Nachhinein kann ich sagen, der Wald hat mich geheilt.“ 

Dass der Wald heilende Kräfte hat, ist tatsächlich kein Hokuspokus. Eine der ersten Studien zum Thema veröffentlichte der Gesundheits­wissenschaftler Roger S. Ulrich im Jahr 1984. Er stellte fest, dass Patienten, die sich einer Gallenblasenentfernung unterzogen und ein Krankenzimmer mit Waldblick hatten, sich schneller und unkomplizierter von der Operation erholten, als jene Patienten, die nicht auf Bäume blicken konnten. Auch der Umweltpsychologe Marc Berman von der University of Chicago machte 2015 eine spannende Entdeckung: Er glich die Gesundheitsdaten der Bewohner Torontos mit der Baumdichte innerhalb der Stadt ab. Mit dem Ergebnis: Je mehr Bäume in einer Wohngegend stehen, desto niedriger ist das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. 

Als Pionier der Waldmedizin gilt allerdings ein anderer. Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio ist es zusammen mit anderen Forschern gelungen, zu erklären, woher der positive Effekt des Waldes auf das menschliche Immunsystem kommt. Er ließ Probanden an zwei Tagen mehrere Stunden durch den Wald laufen. Er untersuchte ihr Blut vor und nach dem Waldbaden und erkannte, dass sich die Anzahl ihrer körpereigenen Killerzellen nach dem Waldbaden um 50 Prozent erhöht hatte. Killerzellen sind Zellen unseres Immunsystems, die kranke oder infizierte Körperzellen erkennen und zerstören.

Stephanie Mahr sagt, sie fühle sich einfach zu Hause im Wald. Hier sei die Welt noch in Ordnung. Und auch ich muss sagen, je länger ich im Wald bade, desto entspannter werde ich. Desto weniger nehme ich wahr, wie viel Zeit vergangen ist, seitdem wir in den Wald gegangen sind. Und desto weniger Hemmungen habe ich, auch mal einen Baum anzufassen, wenn ich an ihm vorbeilaufe. Nein, ich umarme ihn nicht. Obwohl das durchaus zum Waldbaden dazugehöre, meint Stephi. 

Wir sind mittlerweile über zwei Stunden im Wald unterwegs. Immer wieder staune ich, wie groß manche Bäume sind. Dann bleibe ich stehen, schaue hoch in die Baumkronen und fühle mich ganz klein und auch ein bisschen ehrfürchtig. Meine Sorgen und alles, was mich stresst, werden unwichtig. Hier im Wald habe ich das Gefühl, ganz für mich sein zu können. Ohne jemandem Rechenschaft dafür abzulegen. Und ich frage mich: Wann bin ich das letzte Mal bewusst in die Natur gegangen, um durchzuatmen? Nicht um zu wandern, Fahrrad zu fahren oder das nächste schöne Foto für Instagram zu machen. Sondern nur, um Zeit für mich zu haben? Ich weiß es nicht. 

„So, wenn wir jetzt noch ein bisschen weiter gehen, dann kommen wir an den Waldrand und da steht ein richtig dicker, alter Baum. Da gehe ich immer zum Schluss hin mit meinen Leuten“, sagt Stephi. Ihre Leute, mit denen sie waldbaden geht, das sind ganz unterschiedliche Menschen. Die gestresst sind, Ängste haben, unter Druck stehen.

Am dicken Baum angekommen, hören wir mehrere Familien mit kleinen Kindern ein paar Meter von uns entfernt. Ihre Hunde bellen sich an. Es ist plötzlich wieder laut. Und es stört mich.

Fast drei Stunden war es still um mich. Alles was ich gehört habe, war der Wald. Jetzt höre ich andere, schrille Stimmen. Sehe Müll auf dem Boden liegen: Toilettenpapier, ein kaputter Einweg-Grill, ein benutztes Kondom. Es stört mich wirklich. „Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?“, denke ich mir. Verrückt, wie schnell ich mich an die Stille des Waldes gewöhnt habe. Und mit einem Mal wird mir klar, dass wir zurück sind. Zurück unter Menschen. Ich kann mich gar nicht richtig auf den dicken, alten Baum konzentrieren. Viel zu abgelenkt bin ich von den bellenden Hunden. 

Stephi und ich gehen zurück zu unseren Autos, die wir nahe am Waldrand geparkt haben. Auf ihrem Smart steht dick und fett: Shinrin-yoku – Waldbaden. Ein altes Ehepaar läuft an uns vorbei, liest den Schriftzug und fragt: „Shinrin-yoku, was ist das denn bitte?“ Stephi erklärt es ihnen und die beiden grinsen sich an. Der Mann sagt: „Ach, das ist aber eine schöne Sache. Ich sag ja immer: Der Doktor Wald braucht keine Sprechzeiten, der hat nämlich immer einen Termin frei.“ Dass der Wald eine positive Auswirkung auf uns Menschen haben kann, lässt sich nicht abstreiten. Ich habe es selbst gemerkt: Das Waldbaden hat mich entspannt, mein Kopf wurde frei. Aber auch der Wald kommt mit seinen Heilkräften irgendwann an seine Grenzen. Er kann beispielsweise keine Gallenblase entfernen oder Krebszellen behandeln. Dafür braucht es dann die Schulmedizin. 

Was ich dennoch mitnehme aus drei Stunden Waldbaden? Es braucht keinen Grund, keine Krankheit, kein gestörtes Wohlbefinden, um mal wieder den Weg in die Natur zu finden. Und: Ich sollte mich viel öfter in den Wald legen. Und zwar so richtig auf den Boden, der Länge nach ausgestreckt, die Augen geschlossen. 

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Das Team /das-team/?utm_source=rssutm_medium=rssutm_campaign=das-team Fri, 26 Jun 2020 15:07:37 +0000 /?p=32 Das Team stellt sich vor

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Wir sind das Team hinter dem Online-Projekt „Unter Holz – Blicke in den Wald“. Fünf Tage lang haben wir recherchiert, Fragen gestellt, gelayoutet und zum Schluss alles zu einem medialen Gesamtkonzept geschnürt. Das besondere an dieser Zeit: Wir haben uns nicht live gesehen. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Konferenzen online abgehalten und die Materialien im Netz einander zugänglich gemacht. Auch wenn Upload-Geschwindigkeiten und eine Vielzahl von Links den einen oder die andere unseres Teams manchmal wahnsinnig machten, haben wir die Situation erstaunlich gut gemeistert. Mit Stolz blicken wir deswegen zurück und nutzen die Gelegenheit, uns vorzustellen:

CvD

Céline Kuklik

Ausbildungsredaktion: Sankt Michaelsbund

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Für einen ZDF-Krimi haben wir nachts im Wald an der Saarschleife gedreht, inklusive Leiche auf einem Ameisenhügel. (zumindest sah sie sehr echt aus)

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Der Borkenkäfer baut also Rammelkammern. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das romantisch oder creepy finden soll.

Ich spaziere am liebsten durch…

die Berge und Wälder im Süden Bayerns oder in der alten Heimat durch den Saarbrücker Urwald. Und nein, da leben keine Menschen in den Bäumen ;)︎

Joanna Figgen

Ausbildungsredaktion: Erzbistum Hamburg, Abteilung Medien

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Bei einer Nachtwanderung auf einer Sommerfreizeit haben wir mal durch Silvesterböller beziehungsweise kreischende Kinder einen Polizeieinsatz ausgelöst. Seither: Immer vorher den FörsterInnen Bescheid geben.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass der Borkenkäfer WEGEN der Trockenheit so leichtes Spiel hat.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Wald, kurz nachdem es geregnet hat.

AutorInnen

Aline Horner

Ausbildungsredaktion: LandesWelle Thüringen

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Ist bei einer Maiwanderung entstanden. Unser Bollerwagen wollte nicht mehr weiterfahren und wir mussten ihn samt Getränke durch den Wald tragen.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass nicht jeder Wald gleich Natur ist, sondern von Menschen gemacht.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Stadtallendorfer Wald. Dort versteckt sich am Wegesrand eine im Schatten liegende Bank, auf der man wunderbar über die angrenzenden Felder schauen kann.

Anna Parschan

Ausbildungsredaktion: Bistum Limburg, Rundfunkredaktion in Frankfurt

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich dem Jagdhund für eine Aufnahme hinterhergelaufen bin.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es über 37 verschiedene Baumarten in Bayern gibt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Wald in Hohengebraching, weil ich dort mit 8 Jahren den besten Kindergeburtstag meines Lebens gefeiert habe, mit Schnitzeljagd, Stockbrot und drei Zeckenbissen gratis.

Carolin Scheidel

Ausbildungsredaktion: Erzbistum Freiburg

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich versucht habe, mit Kameraausrüstung auf einen Hochsitz zu klettern.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es in Deutschland rund 390.000 Jägerinnen und Jäger gibt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Schwarzwald, weil er für mich einfach zur Heimat dazugehört.

Caroline Wagner

Ausbildungsredaktion: Bistum Limburg

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als Kind hatte ich mit meinen Freunden ein Geheimversteck inklusive Baumhaus mitten im Wald.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Ein „ungerader Sechser“ (Jägersprache) ist ein Bock, dessen Gehörnstangen auf der einen Seite drei und auf der anderen Seite weniger Verstreckungen haben.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Honigwald in Waldbrunn, weil hier meine Heimat ist.

Christian Hammer

Ausbildungsredaktion: Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als Krautreporter zwischen Heilpflanzen und Giftpilzen.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Wie groß die Kräutervielfalt ist.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Schmutterwald, denn da bin ich daheim.

Cornelius Stiegemann

Ausbildungsredaktion: katholisch.de

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Bei eisigen Temperaturen sind meine Familie und ich auf den Velmerstot gestiegen, vorbei an den Eisstalaktiten des eingefrorenen Silberbachs, bis wir oben zwischen Heidekraut heißen Kakao aus der Thermoskanne getrunken haben.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es in Deutschland nur noch 0,6 Prozent Waldwildnis gibt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Gottegrund, östlich von Paderborn. Der erste Teil des Weges führt über Hügel, von denen man den schönsten Blick auf meine Heimatstadt hat, danach taucht man in den „Grund“ des Gottegrundes ein, wo alte Buchen stehen und im Herbst die Pfaffenhütchen rot und orange leuchten.

Katharina Seeburger

Ausbildungsredaktion: Katholische Kirche im Privatfunk (KiP)

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als Kind habe ich Bäume angeatmet, damit sie auch ja genug CO2 haben.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass Eichen aus dem Forstrevier Essing in der Oberpfalz im Chorgestühl des Kölner Doms verbaut wurden.

Ich spaziere am liebsten durch…

einen verschneiten Wald bei Nacht, weil durch den Schnee der Wald noch stiller ist als sonst und die Bäume ein bisschen leuchten.

Lisa Konstantinidis

Ausbildungsredaktion: Katholische Nachrichtenagentur (KNA)

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als Kind konnte ich ein wildes Eichhörnchen mit einer Nuss überzeugen, dass ich es streicheln darf. So flauschig!

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Wie gruselig es dort nachts sein kann…

Ich spaziere am liebsten durch…

den Hauptsmoorwald bei Bamberg, weil der zu einem super Grillplatz führt.

Martin Bornemeier

Ausbildungsredaktion: DOMRADIO.DE

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich mal mit dem Fahrrad auf einem geschotterten Waldweg unterwegs war, stand plötzlich ein Reh mitten vor mir und starrte mich wie versteinert an. Ich musste stark bremsen und konnte mich nur mit Mühe auf dem Rad halten.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Die Kiefer ist nach 80 bis 100 Jahren erntereif und gehört damit zu den schnell wachsenden Bäumen.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Wald auf dem Jakobsberg im Wesergebirge, weil ich hier schon in meiner Kindheit unterwegs war und keine Karte brauche.

Michelle Olion

Ausbildungsredaktion: DOMRADIO.DE

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich als sehr kleines Kind einem sehr großen Hirsch begegnet bin und mich sogar getraut habe, ihn zu streicheln.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass man im Wald wunderbar entspannen kann – wenn man das Handy zu Hause lässt!

Ich spaziere am liebsten durch…

die Eifeler Wälder – und zwar auf dem Pferd.

Sophia Junginger

Ausbildungsredaktion: Bischöfliches Generalvikariat Fulda (Rundfunkredaktion)

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich im Wald baden ging.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass ein Drittel Deutschlands mit Wald bedeckt ist.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Rhöner Wald, weil ich hier zu Hause bin.

Thomas Stöppler

Ausbildungsredaktion: Sankt Michaelsbund

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Räuber Hotzenplotz – bekanntermaßen nicht von mir, aber echt gut.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass der Borkenkäfer sich Rammelkammern baut, also Vorbild für diverse Reality-Sendungen ist.

Ich spaziere am liebsten durch…

Städte. Wart ihr mal in Palermo? Das ist toll, ganz ohne Wald.

GrafikerInnen

Marisa Huber

Ausbildungsredaktion: Frau im Leben

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich mich mit Freundinnen im Wald verlief und wir bei einem Junggesellenabschied landeten.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Der älteste Baum der Welt ist 9.500 Jahre alt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Siebentischwald, weil ich dort immer jemanden treffe, den ich kenne.

Ralf Schöffmann

Ausbildungsredaktion: Katholische Kirche im Privatfunk (KiP)

Ralf_Neu_Hoch

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich mit Seil und Haken los bin, um den Wald aus einer anderen Perspektive zu betrachten und nebenbei von einer 50 Meter Buche eine kleine Plastikdose zu fischen.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es in Deutschland lediglich sechs Prozent Naturwald gibt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Wald vor meiner Haustüre. Vor allem weil man hier den Bibern bei der Arbeit zusehen kann.

Tobias Pappert

Ausbildungsredaktion: Kolpingmagazin

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Voller Adrenalin beim Capture the Flag spielen durch den Wald rennen und versuchen die Hütte der Gegner zu finden.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es so viele digitale Grüntöne gibt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Großstadtdschungel. Oder durch den Kölner Grüngürtel.

Social-Media-Team

Antonia Schmid

Ausbildungsredaktion: Sailer Verlag

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Wer durch den Wald hoch auf die Spitze eines Berges läuft, kann dort den schönsten Sonnenuntergang beobachten.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass unsere Angst vor dem Wald bei Nacht auch aus Märchen und Geschichten stammt.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Nürnberger Reichswald, weil es dort ein Wildschweingehege gibt. Im Frühjahr toben dort die Frischlinge durchs Gehege und wühlen mit ihren Rüsseln im Dreck – eine schöne Sauerei!

Rebecca Hornung

Ausbildungsredaktion: Medienhaus der Diözese Würzburg

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Die jährlichen Zeltlager mit den Ministranten am Waldrand. Tagsüber im Wald Holz sammeln wie die Weltmeister und abends dann Lieder singen bei einem knisternden Lagerfeuer. 

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass mittlerweile rund ein Viertel der Jagdschüler weiblich sind.

Ich spaziere am liebsten durch…

den Wald rund um den Kreuzberg in der Rhön, weil man zwischendurch manchmal einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft in der Rhön genießen kann.

Sandra Röseler

Ausbildungsredaktion: Verlagsgruppe Bistumspresse

Meine beste Geschichte aus dem Unterholz:

Als ich im Wald mal von „Aliens“ angegriffen wurde.

Das wusste ich über den Wald bisher noch nicht: 

Dass es bei uns so viel davon gibt – flächentechnisch gesehen (ein Drittel Deutschlands ist Wald).

Ich spaziere am liebsten durch…

den Schwarzwald und muss da dringend mal wieder hin!

In liebevoller Erinnerung

Sophie Kratzer

An diesem Projekt hat der gesamte Volontärsjahrgang 2018 gearbeitet. Und doch war er nicht vollständig. Eigentlich hätte hier Sophie Kratzers Erinnerung an ein Erlebnis im Wald stehen sollen und sie hätte bestimmt ein tolles erzählen können. Bildhaft und so, als wären wir dabei. Und bestimmt hätte sie auch etwas Spannendes zum Projekt beigetragen – mit ihrer Offenheit und ihrem kritischen Blick, ihrem Gefühl für Bilder und Illustration. Wo Sophies Lieblingsort zum Spazieren gewesen ist, können wir nicht erraten. Aber wir möchten an dieser Stelle sagen: Du fehlst uns. Oft haben wir an sie gedacht, nicht nur während dieser Projektwoche. Im Gedenken an sie wollen wir ihr eine Magnolie vor der Schmerzhaften Kapelle am ifp in München pflanzen.

Danke

Danken möchten wir unseren ReferentInnen und dem Team des ifp für die Unterstützung in der gesamten Zeit. Wir sind im Laufe der letzten beiden Jahre zu „jungen Bäumen“ herangewachsen.

ReferentInnen

Elisabeth Gamperl (Süddeutsche Zeitung, München), Manuel Kostrzynski (Tagesspiegel, Berlin), Michael Haas (dpa-infocom, Hamburg), Burkhard Schäfers (Studienleiter ifp), Julia Walker (Studienleiterin ifp)

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